Dreißigjähriger Krieg

Der Grundwiderspruch zwischen der aufsteigenden bürgerlichen - kapitalistischen Gesellschaft und der spätfeudalen Ordnung führte 1618 zum ersten europäischen Krieg, welcher zugleich ein Religionskrieg und ein Konflikt um die Abhängigkeit oder das Gleichgewicht zwischen den Mächten Europas war. Der Auslöser war der Aufstand der protestantischen böhmischen Stände (Prager Fenstersturz) am 23.05.1618. In dem Krieg entluden sich sowohl die Gegensätze zwischen der Katholischen Liga (Bayern, Fürstentümer Köln, Trier, Mainz und Würzburg) und der Protestantischen Union (acht protestantischen Fürsten und 17 Städte) innerhalb des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nationen), auf dessen Territorium der Krieg hauptsächlich ausgetragen wurde,  als auch der habsburgisch (Österreich, Spanien) – französische (Frankreich, Niederlande, Dänemark, Schweden) Gegensatz auf europäischer Ebene. Obwohl zunächst religiös begründet, wurde im Verlauf des Krieges schon bald offenbar, dass er aus rein machtpolitischen Gesichtspunkten geführt wurde. Insgesamt lassen sich in den 30 Jahren von 1618 bis 1648 vier aufeinanderfolgende Konflikte unterscheiden: Böhmisch-pfälzischer Krieg (1618–1623); Dänisch-niedersächsischer Krieg (1623–1629); Schwedischer Krieg (1630–1635) und Schwedisch-Französischer Krieg (1635–1648).

Bereits zu Beginn des Krieges hatte auch die Bevölkerung der Stadt Gera zu leiden. Durch das erhöhte Geldbedürfnis, kam es bald zu einem großangelegten Münzbetrug, die eine große Inflation (Teuerung) hervorrief.

1623 griff der protestantische dänische König in den Krieg ein und richtete seinen Feldzug gegen Thüringen und Süddeutschland, wurde aber am 27.08.1626 von der kaiserliche Armee unter Tilly geschlagen. Seit 1627 hatten die Bürger von Gera und umliegender Ortschaften zunehmend unter der Willkür verschiedener kriegführender Partein zu leiden. Die Teuer von den Heerführern erkaufte Schutzbriefe und Schutzwachen wurden auch in Gera zunehmend wirkungslos und konnten das Leid der Bevölkerung nicht lindern. Nicht nur die in Gera einquartierten oder durchziehenden Söldner mussten versorgt werden, sondern auch oft die weit von der Stadt entfernten Heere Tilly´s.

Nach der Schlacht verloren die Dänen die Unterstützung sämtlicher protestantischer Fürsten in Norddeutschland. Bereits am 25.04.1626 hatte Dänemarks Verbündeter Ernst von Mansfeld in der Schlacht an der Dessauer Elbbrücke eine entscheidende Niederlage gegen den kaiserlichen Feldherren Wallenstein erlitten. Für Dänemark endete damit der Krieg mit dem Frieden von Lübeck.

Da nun der schwedische König Gustav Adolf eine Möglichkeit sah, seine Ansprüche in Nordosteuropa durchzusetzen, landete er mit seiner Armee am 04.07.1630 auf Usedom und zwang Pommern, Mecklenburg, Brandenburg und Sachsen zu einem Bündnisvertrag. Am 17.09.1631 trafen die Schweden in der Schlacht bei Breitenfeld auf die kaiserlichen Truppen unter Tilly. Dieser wurde vernichtend geschlagen und konnte auch im folgenden Jahr den Vormarsch der Schweden in Süddeutschland nicht aufhalten, welche daraufhin bis München vordrangen und Österreich bedrohten.

Albrecht von Wallenstein wurde im April 1632 zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen ernannt und bezwang am 16.11.1632 in der Schlacht bei Lützen den schwedischen König Gustav Adolf, welcher die Schlacht mit dem Leben bezahlte. Axel Oxenstierna übernahm die schwedische Herrschaft, schloss sich mit den Protestanten des fränkischen, schwäbischen und rheinischen Reichskreises zusammen und führte den Kampf weiter. Wallenstein wurde am 26.02.1634 ermordet, doch gelang es im selben Jahr der kaiserlichen Armeen unter dem bedeutenden Feldherrn Bernhard von Sachsen-Weimar in der Schlacht bei Nördlingen den ersten wirklich großen Sieg über die Schweden zu erringen.

1637 kommt es in Gera zu einer maßlose Ausplünderung durch eine Kompanie kroatischer Soldaten.

Überall im Reich herrschten Hungersnöte und Seuchen, welche ganze Landstriche entvölkerten. Der „Schwarze Tod“ grassierte in Gera vor allem in den Jahren 1626,1630,1633.1637 und 1640. Allein an der 1633 von schwedischen Soldaten nach Gera eingeschleppten Seuche verstarben 488 Personen, etwa ein Viertel der gesamten Stadtbevölkerung. Die Menschen standen der Krankheit hilflos gegenüber.

1935 griff Frankreich militärisch mit in den Krieg ein. Ihnen gelang es in den folgenden Jahren bis nach Böhmen vorzudringen.

Am Ostermontag des Jahres 1639 brannte Gera erneut. Schwedische Soldaten, hatten die Scheunen in der Vorstadt angezündet. Vom Wind getragen, griff das Feuer schnell auf die Stadt über und legte ein Drittel der Gebäude in Schutt und Asche.

Der Widerstand des Volkes gegen die Ausplünderung wuchs und entlud sich im Mai 1640. Bewaffnete Geraer Bürger, kursächsische Reiter und  Bauern des Altenburger Gebietes erlitten in Harpersdorf hohe Verluste gegen die schwedischen Soldaten, welche das Dorf in Brand schossen.

 1647 betrug die Bevölkerung von Gera noch 2.372 Einwohner. Der Krieg forderte drei bis vier Millionen Menschenleben bei einer Gesamtbevölkerung im Reichsgebiet von rund 17 Millionen. Die meisten Opfer forderten die Seuchen ab 1634.

Mit dem Westfälischen Frieden wurde der Dreißigjährige Krieg am 24.10.1648 beendet. Der Frieden wurde vor allem auf Kosten des deutschen Volkes geschlossen, das die Hauptlast des längsten Krieges seiner Geschichte zu tragen hatte. Das Reich hatte damit nicht nur den Einfluss über seine eigenen Geschicke an die umgebenden Mächte verloren, es war auch wirtschaftlich von den Chancen abgeschnitten, die der Seehandel und der Erwerb von Kolonien anderen Nationen wie England, Schweden und den Niederlanden eröffnete. Frankreich, England, Schweden und die Niederlande konnten sich nach dem Dreißigjährigen Krieg zu Nationalstaaten entwickeln. Im Westfälischen Frieden wurden neben der katholischen und der lutherischen nun auch die reformierte Konfession im Reich als gleichberechtigt anerkannt. Schweden erhielt unter anderem Vorpommern, Wismar, Bremen und stieg zur Großmacht auf. Spanien einigte sich mit den Generalstaaten auf eine staatliche Unabhängigkeit. Das Erzherzogtum Österreich trat an Frankreich den Sundgau ab, legten allerdings durch die Schwächung der Stände in ihren Kernlanden den Grundstein zur späteren europäischen Großmacht Österreich-Ungarn. Alle wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse wurden völlig umgestürzt. Die durch den Krieg betroffenen Territorien des Reiches und das Reich als Ganzes brauchten mehr als ein Jahrhundert, um sich von den Kriegsfolgen zu erholen. Es bildete weiterhin einen lockeren Verbund von Fürstentümern.

 


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